Dienstag, 29. April 2014

Alt wie ein Baum

Wenn man, so wie ich, das Disko-theken-Alter verlassen hat, macht man sich doch hin und wieder Gedanken über das Altern. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Beides. Das Altern. Und das Nachdenken darüber.

Ich genieße es gegenwärtig sehr, dass ich älter werde. Physisch bin ich als Ü60, nach wie vor in der Lage mir meine Welt zu erwandern. Rein statistisch gesehen, sind meine Wanderungen heutzutage länger, als sie es vor 30 oder 35 Jahren waren. Ich entsinne mich einer Wanderung, welche ich in den 1970er Jahren machte. Da wanderte ich von Oberholzhau zum Kahleberg. Nachdem ich zurück war, habe ich ganz stolz festgestellt, 33 km gewandert zu sein. Ostern 2014 bin ich mehrfach Tagesleistungen von 40 km gewandert. Ohne besonderen Stolz; eher mit der Überlegung, wie ich die Runde hätte gestalten sollen, um nicht wieder zu früh zurück zu sein ...

Und rein von der psychischen Seite bin ich deutlich empfindsamer als ich es früher als junger Mensch gewesen bin. Dazu gehört auch, dass ich die Natur um mich herum viel besser wahrnehme und deren Schönheiten genieße. Dieses jedoch nicht als Ersatz zu anderen Schönheiten, sondern als Ergänzung zu diesen.

Im wahrsten Sinne naturgemäß, sehe ich auf den Wanderungen unzählig viele Bäume. Mir gefallen dabei die älteren Bäume viel besser als die jungen Bäumchen. Was vor allem daran liegt, dass ein alter Baum über eine erheblich interessantere Struktur verfügt als sein jüngerer Bruder. Diese schöne Struktur betrift sowohl den Habitus des gesamten Baumes, als auch Details der Borke des Stammes. Nicht nur, dass diese durch das Wachstum rissige Haut dem Auge ein schönes Bild liefert, welche das Gehirn zu Träumereien anregen - sie zeigen auch Verletzungen, welche den Baum in seiner Entwicklung prägten. 
So ist es auch mit uns Menschen. Jede Falte auf der Stirn, jede Rauheit unserer Hände zeugt von Erlebtem. Ich empfinde so etwas als schön und bei mir selbst nicht als störend.

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